Juli Zeh: Literatur aus der Einsamkeit

Peer Teuwsen hat die Schriftstellerin, die auch ehrenamtliche Richterin am Verfassungsgericht Brandenburg ist, gefragt ob sie Einsamkeit kennt.

Juli Zeh: "Ich kenne Einsamkeit einerseits als ein Gefühl von Freiheit. In der totalen Einsamkeit ist man auch total frei. Und dann kenne ich Einsamkeit als einen Abgrund vor dem Nichts. Das ist dann sehr verstörend, weil es in Sinnlosigkeit münden kann. Warum soll ich ein Buch schreiben, wenn ich existenziell einsam bin? Diese beiden Spielarten von Einsamkeit wechseln sich bei mir ab, und vielleicht ist es genau dieses Spannungsverhältnis, aus dem Literatur entsteht."

aus: "Es gibt heute einen Empörungsimperativ" von Peer Teuwsen - Neue Zürcher Zeitung 14.3.2021