Jonathan Franzen: Zehn Tipps

  1. Der Leser ist ein Freund, kein Gegner, kein Zuschauer.
  2. Fiktion, die für den Autor selber nicht einen Trip ins Unbekannte und Beängstigende bedeutet, ist es nicht wert, geschrieben zu werden. Es sei denn für Geld.
  3. Verwende nie das Wort „dann“ als Konjunktion, dafür haben wir das Wort „und“. Ein Autor, der zu viele "unds" mit "dem Wort "dann" ersetzt, ist entweder faul oder er hat kein Gespür für die Satzmelodie.
  4. Schreibe in der dritten Person, es sei denn eine unwiderstehliche Erste-Person-Stimme drängt sich auf.
  5. Sobald Informationen für jedermann frei zugänglich sind, verliert die umfangreiche Recherche für einen Roman an Wert.
  6. Die durch und durch biografische Fiktion verlangt reine Erfindung. Es gibt keine Story, die autobiografischer ist als Kafkas "Die Verwandlung".
  7. Du erkennst mehr beim Stillsitzen als beim Herumrennen.
  8. Es ist wenig wahrscheinlich, dass jemand mit Internet am Arbeitsplatz einen guten Roman schreibt.
  9. Interessante Verben sind selten wirklich interessant.
  10. Man muss zuerst lieben, bevor man erbarmungslos sein kannst.