A.L. Kennedy über das Schreiben: Wann Journalismus, wann Literatur

"Es braucht eine lange Zeit, ein Buch zu schreiben und emotionale und politische Erschütterungen persönlich zu verarbeiten. Jeder, der bei Sinnen ist und über aktuelle Ereignisse schreiben möchte, würde den Journalismus wählen. Der ist die Arena dafür. Literatur befasst sich mit dem Wesen und dem Innenleben von Menschen. Literatur erinnert uns daran, dass die Anderen nicht Dinge sind, sondern menschlich: Muslime, Juden, Christen, Amerikaner, Afghanen, Iraker, Deutsche, Briten. Es ist die Natur der Literatur, immer davon zu erzählen, warum wir nicht töten sollten, und davon, was wir zu verlieren haben. Auf diese Weise ist sie zeitlos, kommt weder in eine Schieflage, noch wird sie verzerrt wie es im Journalismus oft passiert."

aus dem Interview von Nina Toepfer: "Tu es aus Liebe: Die Schriftstellerin A.L. Kennedy" - anlässlich des Erscheinens  ihres Romans über das Leben in einer Schriftstellerkolonie "Alles was du brauchst" - Neue Zürcher Zeitung 13.10.2002