Tayari Jones: "Du schreibst, also bist du nett."
Sonja Hartl hat die Schriftstellerin gefragt:
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Schriftstellerin zu werden?
"Ich habe schon als Kind geschrieben, kleine Bücher, die ich dann zusammenheftete. Das machte mir einfach Spaß. Aber ich verstand nicht, dass das ein Beruf sein könnte. Ich denke, das liegt daran, dass ich ein Mädchen war. Wenn Mädchen gerne lesen und schreiben, denken die Leute nicht, dass das bedeutet, dass sie eine Intellektuelle oder Künstlerin ist oder werden könnte. Sie denken, es bedeutet, dass sie ein nettes Mädchen ist, dass sie nicht hinter den Jungs her ist. Du schreibst, also bist du nett. Als ginge es um deinen Charakter und nicht um deinen Intellekt. Als ich dann zum College ging, war eine Schriftstellerin meine Lehrerin. Eines Tages fragte sie mich: "Was denkst du?" Ich wollte es ihr sagen. Aber sie sagte: "Nein, schreib es auf." Sie war die erste Person, die mir zu verstehen gab, dass das, was ich tat, für die Welt von Interesse war."
aus: "Poesie ist im Moment nicht genug" - Sonja Hartl hat die Schrifstellerin für das Büchermagzin 6/2020 interviewt
Im Arche Verlag erschienen von Tayari Jones "In guten wie in schlechten Tagen" und "Das zweitbeste Leben"