Sven Regener: Was Dialoge brauchen
Element of Crime heißt seine Band, für die er auch die Songtexte schreibt und er ist Schriftsteller. Sein Roman 'Herr Lehmann' wurde verfilmt und hat ihn bekannt gemacht
Viele Ihrer Dialoge in Ihren Büchern laufen ins Leere. Warum?
... "Es ist ein grosser Irrtum zu glauben, dass die Leute nur miteinander reden, weil sie eine bestimmte, klare Message haben, die sie anbringen wollen. So ist es selten. In Dialogen braucht es Längen, es braucht Wiederholungen, es braucht den Klang. Im Klang der Worte, die man wählt, liegen viele verborgene Bedeutungen und oft auch die wahren Absichten. Das Zweideutige der Dialoge, ihre verschiedenen Ebenen, damit arbeite ich gern. Das fällt mir leicht, weil ich die Figuren inzwischen so gut kenne, dass sie wie von allein reden und handeln. Sie wollen das eine, sagen erst mal das andere, sie kommen erst allmählich und ganz nebenbei mit dem, was sie eigentlich wollen, um die Ecke. Das macht für mich das Romanschreiben und vor allem das Dialogschreiben interessant. Dass man nicht so brav abarbeitet, was die Leute sagen müssen, um die Handlung voranzubringen, sondern dass man zeigt, wie sie ihr Lied trällern."!
aus: "Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn" von Manfred Papst und Peer Teuwsen - Neue Zürcher Zeitung 5.9.2021