Matthias Politycki geht ...
fort aus Deutschland - weg nach Wien und in die Freiheit vom "jakobinischen Eifer der Sprachreiniger und wie sie mit der Umbegreifung der Begriffe" in Deutschland umgehen. In einem ausführlichen Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 17.7.2021 erklärt er seine Entscheidung:
"Schon seit einigen Jahren hatte ich einen beträchtlichen Teil meiner Kreativität darauf verwenden müssen, mithilfe mehrerer sensivity readers abzuwägen, welche Vokabeln besser aus dem Geschriebenen gestrichen werden sollten und welcher Halbsatz, aus dem Zusammenhang gerissen, womöglich gegen mich verwendet werden könne."
Es gehe, so der Schriftsteller, um die Auswirkungen einer Cancel Culture, die vor der "Verbesserung" oder Veränderung von Originalen alter Schriftwerke nicht halt mache. Und es gehe um den Zwang, der von einer Minderheit auf diejenigen ausgeübt wird, deren Material von jeher die Sprache ist.
Politycki geht nun also auf Sprachdistanz, er lässt uns die "Fröschinnen, Krötinnen, Störchinnen und Tierinnen", und den eifrig gesuchtem Rassismus in jedem schlichten Statement. Er geht zur Gelassenheit in Austria, wo das Leben Sprachfreiheit bietet wie sie gebraucht wird beim Scheiben. Viel Glück!
aus "Mein Abschied von Deutschland" von Matthias Politycki - Frankfurter Allgemeine Zeitung 17.7.2021