Martin Suter: Schreiben ist mein Beruf und Handwerk steckt hinter allem
Marius Leutenegger hat den schweizer Schrifststeller gefragt: Sehen Sie sich selber als Künstler?
"Nein. Ich stehe dem künstlerischen Getue skeptischen gegenüber, und die Vorstellung der Inspiration, das ganze Getue um den schöpferischen Prozess, hat mich schon immer etwas genervt. Ich habe viele Künstler kennengelernt, die sich sehr bemühen, ein Bild von sich aufrechtzuerhalten, aber dieses sagt am Ende nichts über den Gehalt der Arbeit aus. Es gibt Autoren, die unbestritten grosse Künstler sind, E.T.A. Hoffmann zum Beispiel. Aber auch bei ihm steckt sehr viel Handwerk hinter allem."
Die romantische Vorstellung verlangt, dass der Schriftsteller zu einem Stoff gedrängt wird. Das scheint bei Ihnen nicht der Fall zu sein.
"Tatsächlich nicht. Wenn die Zeit kommt, einen neuen Roman zu schreiben, überlege ich mir, welche Geschichte ich als Grundlage nehme. Ich habe immer etrwa zwei Geschichten, zwischen denen ich mich dann entscheide."
aus: Lesen 1/2017