Martin Mosebach: Beim Schreiben nicht allein

Wenn Autoren sagen, sie wüssten nicht, wie ihre Texte zustande kämen, ist das doch meistens Schriftstellerattitüde. In Wahrheit ist vieles geplant und konstruiert, meinen Thomas Ribi und Benedict Neff als sie sich zum Gespräch mit dem Schriftsteller Martin Mosebach treffen. Aber der ist nicht ihrer Meinung: 

"Aber wer schreibt sitzt ja nicht allein am Schreibtisch. Meine Freude ist es, wenn ich eine Ordnung in dem Geschriebenen entdecke, die ich nicht vorhergesehen habe. Tradition ist das Vertrauen in die Erfahrungen anderer vor mir. Und die wichtigste Tradition ist die Sprache. Sie ist das allem Vorgegebene. Mit ihr gelangen die Gedanken von vielen vergangenen Generationen, "ganz vergessenen Völkern", mit Hofmannsthals Worten, in die Gegenwart und mischen sich mit den unseren."

Von Martin Mosebach erschien "Taube und Wildente" bei dtv.

aus: "Ich weigere mich, an den Hysterien der deutschen Öffentlichkeit teilzunehmen" von Thomas Ribi und Benedict Neff - Neue Zürcher Zeitung 21.7.2023