Karl Ove Knausgard: Der Schriftsteller als Rohmaterial

"Meine Bücher sind ein Versuch, die Welt zu verstehen, etwas der Welt hinzuzufügen. Ich schreibe nicht, um mich selbst zu therapieren. Schreiben ist keine Katharsis. Es ist zynischer: Ich bin ein Schriftsteller, ich schreibe Bücher, und manchmal benutze ich mich selbst als Rohmaterial. Es geht mir nicht darum, mein Leben zu zeigen. Sondern ich will herausfinden, wie es ist, zu leben. Was uns beeinflusst, was uns formt, wer wir sind. Ich will unsere Vorstellung von Identität in kleine Stücke zersprengen, in alle diese kleinen täglichen Erfahrungen, die wir machen, ohne darüber nachzudenken. Mein Onkel sagte: "Denkst du, dein Buch sei wichtiger als ich?" Nein, das denke ich nicht. Aber man muss auch über schwierige Dinge schreiben.".

aus: "Habe ich meine Seele verkauft?" Interview von Martina Läubli, Neue Zürcher Zeitung 18.10.2020