Jeff Kinney: Dürfen Kinder im Buch alt werden?
Oliver Jungen hat den Bestseller-Kinderbuchautor von "Gregs Tagebuch" zur Verfilmung zum Erscheinen des 16. Bandes (Thema Sport) gefragt:
(..) Für immer jung, das scheint verführerisch zu sein, aber bedeutet das nicht auch Lernresistenz?
"Mir wurde klar, dass Cartoon-Charaktere vor allem verlässlich sein müssen. Wir wollen, dass sie bleiben wer sie sind. Wer will sehen wie Donald Duck altert und seine Federn verliert? Da funktionieren Cartoons anders als etwa "Harry Potter", der die Schule durchläuft. In meine Bücher wachsen Kinder hinein, und sie wachsen aus ihnen heraus, und ich glaube, dass es wichtig ist, dass einige Dinge verlässlich und unveränderlich sind."
Ist das episodische Erzählen ohne übergreifenden Bogen leichter?
"Na ja, ein Problem gibt es. Wenn Sie in einem Buch ein Thema durchbuchstabieren, dann ist es abgehakt. Sie haben den Schwamm ausgewrungen. Sie schwimmen danach in einem kleineren Teich. Deshalb haben viele Fernseh-Sitcoms eine Lebensspanne, meist sind es acht Jahre. Cartoons laufen zwar oft jahrzehntelang, allerdings nur deshalb, weil sie dermaßen vorhersehbar sind. Für mich ist es eher so, dass ich zu einem abgeschlossenen Thema keine weitere Geschichte mehr schreiben kann. Es lässt sich also schon sagen: Ich spüre den Schatten hinter mir."
aus: "Wie ein echter Sohn" Interview mit Jeff Kinney - von Oliver Jungen - Frankfurter Allgemeine Zeitung 22.11.2021