Autorenbrief - Die Angst vorm Schreiben …,

Liebe Autorinnen und Autoren, 

ist eine kreative Angst, die Psychologie kennt sie unter dem Namen Easiophobie. Journalist und Krimi-Autor Till Raether (Treue Seelen) hat über ihre verschiedenen Formen den Beitrag „Angst vorm Schreiben“ veröffentlicht. Für den Schriftsteller Benedict Wells (Hard Land) ist diese Angst gleichzeitig Antrieb beim Entstehen seiner Erfolgsromane. In einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung bezieht er sich auch auf bekannte Autoren, denen es ähnlich geht: „John Irving hat einmal gesagt, dass er fast alle seine Bücher nur aus seinen Ängsten heraus geschrieben habe. Und von Erich Kästner stammt die Erkenntnis: „Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Fantasie.“ Vielleicht eine Erklärung für manche langweiligen TV-Krimis. Bestsellerautor Larry Beinhart (der wirklich so heißt) weiß, wie man gute Kriminalromane schreibt: Crime -Kriminalromane und Thriller schreiben.

Auch das Buch der irischen Autorin Emilie Pine ist durch Angst entstanden: „Ich wollte zeigen, wovor ich am meisten Angst habe, denn in der eigenen Angst liegt das Authentische. Ich habe die ehrlichste Geschichte gesucht (…)“ - es war ihre eigene. Es ist ein sehr persönliches Buch geworden: Botschaften an mich selbst. In Irland wurde es in kürzester Zeit zur Nr. 1 der Bestenliste, viele Leser erzählten der Autorin die eigene Lebensgeschichte. Peer Teuwsen hat Emily Pine, die am University College Dublin unterrichtet, in seinem Beitrag „Was einmal bricht, macht einen aus, sofern man überlebt“, gefragt, wie man ein authentisches Buch schreibt. Ihre Antwort: „Ich lasse erst einmal alles heraus, was ich im Kopf habe, ich gieße es aufs Papier. Und dann schreibe ich es wieder um, einmal, zweimal, zehnmal.“

Helfen kann dabei der Ratgeber der Auflagenmillionärin Sylvia Englert: So lektorieren Sie Ihre Texte: Verbessern durch Überarbeiten. Die Buchbloggerin RenaM ist begeistert: "Sollte man am besten stets neben sich liegen haben." 

Drei Worte für einen Charakter: In der Kurzserie „Shtisel“, die vom Leben in einer ultraorthodoxen jerusalemer Gemeinde erzählt, spielt der autoritäre Rabbi Shmuel eine wichtige Rolle. Um so mehr erschüttert es ihn, als er zufällig erfährt, auf welche Eigenschaften ihn die Menschen seiner nächsten Umgebung reduzieren. Der Heiratsvermittler, den er nach dem Tod seiner Frau öfter besucht, hat über ihn in sein Vermittlerbuch eingetragen: „Raucht und isst.“ Drei Worte nur für Shmuels Dasein, genug, um ihn einer Frau zu beschreiben, die ihn noch nicht kennt. Die Erfolgsserie hat unserem Autor Roy Peter Clark gefallen - seine Empfehlung: Kurz und gut schreiben.

Bemerkenswerte Eigenschaften in Kurzform finden Sie auch in manchen Todesanzeigen. Sie offenbaren, welche Worte oder Metaphern die Hinterbliebenen für ihre Liebe und als Würdigung finden. Eigenschaften wie Großherzigkeit, Toleranz, geistige Verbundenheit, Humor, Freundestreue werden nicht selten genannt, aber auch Hinweise auf ein berufliches Engagement und Talent: „Ein genialer Schmücker ist von uns gegangen. Er liebte das Dekorieren mit schönen und kostbaren Dingen.“ Oder für einen Bau- und Kunstschlosser: „Meisterhaft konnte er mit den Elementen Erde, Feuer, Luft und Wasser umgehen. Unser aller Schöpfer hat seinen inneren Vulkan zum Erlöschen gebracht.“ „Ein Poet der Musik, des Wortes, des Menschseins“ und für eine Schriftstellerin: „Deine Bücher werden uns stets an Dich erinnern ..."

Für den Lyrik-Nachwuchs in NRW hat unsere Autorin Marion Gay (Türen zur Fantasie und Türen zur Poesie) die Leitung des 11. Lyrikwettbewerbs postpoetry von der Schriftstellerin Monika Littau übernommen. Einsendeschluss: 25. Juli.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre
Gerhild Tieger