Bernadine Evaristo über das Alter von Frauenfiguren

Von der britischen Schriftstellerin ist gerade ihr neuer Roman Mr. Loverman erschienen.

Frauenfiguren mittleren Alters haben in der Literatur selten besonders spannende Persönlichkeiten.

"Geschichten sollten von allen erzählen und nicht bei einem bestimmten Alter aufhören. Wir wissen, dass männliche Schriftsteller seltener weibliche Figuren entwerfen. Jetzt brauchen wir ein neues Bewusstsein. Menschen haben zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens würdige Rollen in der Literatur verdient. Seltsam, dass man das überhaupt einfordern muss. Ich denke, es ist eine Art Altersdiskriminierung. Warum finden wir jüngere Menschen so viel interessanter?"

Wird die Unverfrorenheit mit dem Alter nicht größer?

"Mit dem Alter lernt man, die Perspektive zu wechseln. Von vielen Schriftstellern wissen wir, dass ihre frühen Werke halb autobiographisch oder von ihrer Generation inspiriert sind. (...)  Das ändert sich meist, wenn man älter wird. Ich bin als Schriftstellerin nicht daran interessiert, über mich selbst zu schreiben. Ich lebe schon mit mir selbst, warum sollte ich über mich schreiben wollen?

aus: "Es gibt wenig wahrhaft konventionelles Leben" von Elena Witzeck - Frankfurter Allgemeine Zeitung 17.3.2023